Dieser Audiobeitrag wird von der Universität Erlangen-Nürnberg präsentiert.
Dr. Richard Mahlberg ist Psychiater, Psychotherapeut, Schlafmediziner und Chronobiologe.
Er lehrt Gerontopsychiatrie an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg.
Guten Abend, sehr geehrte Damen und Herren. Licht und Psyche wohlbefinden im 24-Stunden-Takt.
Das ist das Thema, wo ich Sie die nächsten Minuten, den heutigen Abend, etwas darüber informieren möchte.
Ich denke, einsteigen in das Thema kann man sicherlich mit der Erfahrung, die viele Menschen bei sich selbst machen,
dass nämlich Licht und Wohlbefinden doch unmittelbar evident schon miteinander zusammenhängt.
Wenn der Frühling aufzieht erst recht im Sommer, wenn die Tage länger werden, gar nicht mal, weil es wärmer wird,
sondern weil vor allem mehr Licht da ist, weil die Tage länger sind, mein Abend länger auf sein kann.
Da ist es in der Regel so, dass, viele Menschen berichten das zumindest, wir uns wohler fühlen,
dass wir besser gelaunt sind, dass wir ausgeschlafener sind, dass wir uns tagsüber wacher fühlen,
die geistige Leistungsfähigkeit präsenter ist, wir konzentriert und aufmerksam sein können.
Wer vorher innerlich unruhig war, erlebt manchmal, dass er etwas wie Ruhe einzieht.
Und ja, körperlich, psychisch, von der geistigen Leistungsfähigkeit her berichten die meisten Menschen,
dass sie in den lichten Jahreszeiten erholter und leistungsfähiger sind.
Das Gegenteil passiert häufig im Herbst, wenn die Tage dann kürzer werden, das Wetter drüber wird,
weniger Licht zur Verfügung steht, wir weniger draußen sind, wir weniger dem Licht ausgesetzt sind.
Da gibt es doch den einen oder anderen, der ein bisschen verzagt wird, der deprimiert wird,
der Schlafstörungen entwickelt und der sich insgesamt matt und erschöpft wird.
Jeder kennt das entweder von sich selbst oder kennt Leute bei denen das so ist.
Ich denke, das soll die Ausgangserfahrung sein für das, was ich Ihnen am heutigen Abend zeigen will.
Was also unmittelbar evident ist, ist, dass wir Licht am Tage brauchen, um uns wohlzufühlen.
Und da möchte ich an dieser Stelle dann schon gleich noch eine zweite Satzhälfte hinterher schicken,
nämlich, dass wir auch die Dunkelheit in der Nacht brauchen, um uns wohlzufühlen.
Und das ist ein bisschen das Motto des heutigen Abends, hell am Tag, dunkel in der Nacht,
das ist das Gesamtpaket, was wir brauchen, um uns psychisch und körperlich dauerhaft wohlzufühlen.
Ja, wo kommt das Ganze her? Da muss man ganz weit zurückblättern, die Geschichtsbücher.
Leben gibt es auf der Erde seit etwa 3,5 Milliarden Jahren.
Manche sagen seit 4 Milliarden, manche sagen seit 2 Milliarden, aber von der Größenordnung her
ist das eine ganz, ganz lange Zeit, dass Leben auf der Erde ist.
Und von Anfang an hat alles, was Leben heißt auf der Erde, sich einer bestimmten Bedingung aussetzen müssen,
nämlich, dass durch die Erdrotation alle 12 Stunden das Klima, in dem dieses Leben stattfindet, sich fundamental ändert.
Tagsüber hell, heiß, trocken, soweit es außerhalb vom Wasser stattfindet, das Leben.
Nachts das Gegenteil, da wird es dunkel, da wird es kalt und auch am Land meistens feucht.
Also alles, was mit Leben und Lebensentwicklung zu tun hat, muss von der ersten Sekunde an der Evolution
sich mit diesen schnell wechselnden Lebensbedingungen auseinandergesetzt haben.
Das heißt, wir brauchen tags- und nachts grundsätzlich unterschiedliche biologische Programme,
die dem Organismus erlauben, zu überleben.
Eben habe ich das Wort Tag-Nacht-Rhythmus benutzt.
Als Chronobiologe werde ich dieses Wort jetzt ersetzen durch den Begriff Zirkadianer-Rhythmus.
Das heißt, es geht mir nicht nur darum, dass es zwei Zustände gibt, nämlich tags-hell und nachts dunkel.
Jeder weiß, dass es da viel mehr Zwischenzustände, Zwischenfarben gibt, dass es Dämmerung gibt.
Deswegen reden wir Chronobiologen lieber von Zirkadianer-Rhythmus statt vom Tag-Nacht-Rhythmus.
Zirkadian, da steckt das Wort Dies drin, Tag und das Wort Zirka.
Das heißt nicht, wie es oft übersetzt wird, etwa einen Tag lang, sondern Zirka heißt ja auch Runde herum.
Beim Zirkus zum Beispiel, weil es eben so ein Umlauf ist, die Zuschauer alle im Kreis sitzen.
Also Zirkadian heißt im Tagesumlauf, also ein Rhythmus, der sich alle 24 Stunden, nämlich eine Tageslänge, wiederholt.
Zirkadianer-Rhythmen gibt es bei allen Pflanzen und bei allen Tieren, ob das Bakterien oder Algen sind,
wo zum Beispiel die Luminissens, also das Vermögen zu leuchten oder Zellteilungsprozesse, Fotosynthese etc. chronobiologisch organisiert ist.
Zirkadian organisiert ist, also nicht den ganzen Tag das Gleiche passiert oder zufallsmäßig passiert,
Presenters
PD Dr. Richard Mahlberg
Zugänglich über
Offener Zugang
Dauer
00:49:08 Min
Aufnahmedatum
2015-07-02
Hochgeladen am
2015-12-21 11:21:37
Sprache
de-DE
Seit Beginn der Evolution musste sich alles Leben mit dem Tag-Nacht-Rhythmus auseinandersetzen. Durch die Drehung der Erde um ihre Achse ändern sich jeden Tag zweimal die Licht- und Wärmebedingungen in erheblicher Weise. Das zirkadianen System stellt bei Pflanzen, Tieren und auch beim Menschen die Kommunikation zwischen dem Tag-Nacht-Rhythmus der Außenwelt und denjenigen Regelzentren innerhalb der Organismen her, die für eine Steuerung der unterschiedlichen Programme tags und nachts verantwortlich sind. Künstliche Lichtquellen und gesellschaftliche Veränderungen (zum Beispiel Schichtarbeit) führen dazu, dass sich die Menschen in den Industrienationen teilweise von den natürlichen Rhythmen abwenden. Dies ist mit erheblichen gesundheitlichen Risiken verbunden. Auch für das psychische Wohlbefinden ist die Beachtung des Tag-Nacht-Rhythmus unverzichtbar.